Kindeswohlgefährdung: Anzeichen, Arten und was dagegen unternommen werden kann
Die Anzeichen: Daran ist eine Kindeswohlgefährdung zu erkennen
Eine Gefährdung des Kindeswohls liegt vor, wenn die seelische, körperliche oder geistige Gesundheit des Kindes beeinträchtigt wird. Der Gesetzgeber definiert die Kindeswohlgefährdung so, dass eine gegenwärtige oder unmittelbar bevorstehende Gefahr für die Entwicklung des Kindes erkennbar sein muss und dass bei Fortbestand der Sachlage eine erhebliche Schädigung des Kindeswohls in körperlicher, geistiger oder seelischer Hinsicht zu erwarten ist.
Zu den typischen Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung gehören unter anderem körperliche Symptome:
- Unter- oder Übergewicht
- mangelhafte Körperhygiene
- körperliche Fehlentwicklungen und Minderwuchs
- verzögerte Reaktionen oder schlechte motorische Fähigkeiten
- Rausch- oder Benommenheitszustände
- Verletzungen, blaue Flecken u. a. körperliche Symptome ohne erklärbare Ursache
- häufige Krankheiten und Fehlzeiten
- schmutzige oder jahreszeituntypische Bekleidung
Zu den typischen Anzeichen für eine Gefährdung des Kindeswohls gehören zudem psychosoziale Symptome wie Selbstverletzungen, Apathie, Gewalttätigkeit, Begehung von Straftaten oder Essstörungen. Auch Sprach-, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten können auf ein gestörtes familiäres Umfeld deuten.
Es ist wichtig, derartige Anzeichen ernst zu nehmen und gegebenenfalls Unterstützung und Hilfe anzubieten, um die Sicherheit und das Wohl des Kindes zu gewährleisten.
Video: Kinder in Not | Mit Krisenhelfern des Jugendamtes unterwegs
Kurzfilm „Unnoticed“: Ein eindringlicher Appell, Kinder in Krisenzeiten nicht zu übersehen
Das Projekt wurde von der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel in Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg durchgeführt und verweist auf die „Nummer gegen Kummer“ unter der Telefonnummer 0800-111 0550, um Erwachsene dazu zu ermutigen, Hilfe, Ratschläge und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das Filmprojekt wurde von der Schöck-Familien-Stiftung und ARRI Rental unterstützt.
In dem Film erklärt der 10-jährige Thilo den Zuschauern, wie er seinen Alltag erlebt. Zunächst wirkt er stolz und selbstständig und erzählt davon, wie gut er alles bewältigt. Doch im Laufe des Films bricht dieses Bild des selbstständigen Kindes langsam zusammen. Ein schwerwiegender Schicksalsschlag führt dazu, dass die Zuschauer erkennen, was wirklich hinter Thilos Fassade steckt. Er fühlt sich einsam, trägt zu viel Verantwortung und versucht, eine Art Scheinerwachsener zu sein. Als sein Hamster stirbt, wird deutlich, wie isoliert er in seinem Leben tatsächlich ist.
Kinder und Jugendliche sollten nicht in der Lage sein müssen, herauszufinden, was normal ist oder welche Erwartungen sie an Erwachsene haben dürfen. Es sollte für sie möglich sein, ihre emotionalen Bedürfnisse auszudrücken. Leider finden viele betroffene Kinder keinen anderen Ausweg als in eine Scheinselbstständigkeit zu flüchten und die Verantwortung zu übernehmen.
Die Filmemacher setzen sich dafür ein, die Sensibilität für die emotionale Vernachlässigung von Kindern zu erhöhen. Ihr Ziel ist es, sicherzustellen, dass Kinder gesehen werden und dass die Verantwortung nicht bei ihnen, den Kindern selbst, sondern bei den Erwachsenen, den sogenannten „Erziehungsberechtigten„, liegt. Sie möchten denjenigen, die still leiden und übersehen werden, das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind, erklärt Regisseurin und Initiatorin Anja Giele.
Emotionale Vernachlässigung stellt eine Gefahr für das Wohl von Kindern dar. Viele soziale und psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen, die sich auch im Erwachsenenalter fortsetzen können, lassen sich auf emotionale Vernachlässigung in der Kindheit zurückführen. Der Film soll bewusst machen, dass emotionale Vernachlässigung in der Kindheit schwerwiegender ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, und genauso ernst genommen werden sollte wie jede andere Form von Kindesgefährdung.
Selbst wenn den Betroffenen nicht bewusst ist, dass ihre Kinder leiden oder sie sich außerstande fühlen, etwas zu ändern, liegt die Verantwortung zunächst bei ihnen. Umso wichtiger ist es, dass das soziale Umfeld, die Nachbarn, Freunde und Menschen in der Nähe ermutigen, Hilfe zu suchen, insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Die Botschaft lautet, die Betroffenen zu erkennen, damit deren Kinder nicht unbeachtet bleiben, so Jerome Braun von der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel.